Geschichte und Zukunft

Warum schreiben wir ein Kapitel „Geschichte“, obwohl es hierzu ein riesiges Angebot an Informationen gibt? Der wichtigste Grund liegt darin, dass die üblichen Geschichtsdarstellungen, insbesondere der Geschichtsunterricht oft an dümmliche, rein beschreibende Kriegsberichterstattung, Regenbogen- und Sensationspresse erinnert. Man wählt, wie üblich, nicht gezielt die Informationen aus, die am meisten zur Lebensqualität aller beitragen. Man wählt häufig sogar subjektiv, verfälschende, teilweise antihedonische Ausschnitte aus. Besonders die Natur- und Sozialwissenschaften spielen (wie üblich) eine untergeordnete Rolle.
Die Problematik der Geschichtsschreibung
Die Geschichtsschreibung ist gekennzeichnet durch eine Unmenge von bewussten und unbewussten Falschdarstellungen und Unvollständigkeiten. Unvollständigkeiten finden sich auf verschiedenen Ebenen: Zum einen werden bestimmte geschichtliche Entwicklungen ausgeblendet, falsch dargestellt oder überbetont, um z. B. irgendwelchen Interessengruppen zu dienen. Zum anderen wurden und werden aus überwiegend ideologischen Gründen auch qualitative Aspekte mehr oder weniger ausgeblendet: Die wichtigsten sind ganze Wissenschaftsbereiche: Philosophie, Naturwissenschaften, Wirtschaft, Technik und so weiter. Darüber hinaus stellen die meisten Geschichtsschreibungen eher eine Aneinanderreihung von Fakten dar, als eine Darstellung wesentlicher Zusammenhänge. Es wird also i. d. R. nicht das gesamte vierdimensionale Netzwerk, welches „Geschichte“ ist dargestellt. Insbesondere fehlt oft die Konzentration auf alle wesentlichen kausalen Zusammenhänge.

Die Geschichte der Geschichtsschreibung ist aber andererseits auch die Geschichte des teilweisen allmählichen Abbaus dieser Fehler.
Alternative Geschichtsschreibung
Das folgende Kapitel will zu diesem Abbau einen kleinen weiteren Beitrag leisten. Es will vor allem Aspekte der Biologie und der Psychologie einbeziehen, die besonders gern und gründlich vernachlässigt werden. Dabei geht es einmal um die Gemeinsamkeiten der biologischen und kulturellen Evolution und zum anderen um die zentrale Bedeutung der Emotionalität für jegliche kulturelle Entwicklung. Für das Verständnis der Emotionalität benötigen wir neben ethologischen (=tierpsychologischen) auch psychologische und genetische Kenntnisse.
Ziele
Wir fragen zunächst, wozu diese neue Betrachtungsweise der Geschichte gut sein soll: Unser allgemeinstes Ziel und das Ziel jeder Geschichtsschreibung soll(te) natürlich wieder die höchste mögliche Lebensqualität für möglichst viele emotionsfähige Lebewesen sein. Dazu sollten diese möglichst viel konstruktive (=prohedonische) Information aufnehmen. Sie müssen sich und ihre Gesellschaftssysteme verstanden haben, um sie gut steuern zu können. Dazu bilden historische und prähistorische (ethologische), aber auch alle naturwissenschaftlichen Informationen unentbehrliche Grundlagen.
Wie falsch und destruktiv die traditionelle Geschichtsschreibung teilweise ist und wirkt, wollen wir an einem Beispiel erläutern:
Jeder Gebildete kennt das Grauen von unzähligen Kriegen. Dass z. B. im 1. Weltkrieg mehr Menschen an Infektionen starben als an Waffen, ist dagegen wenig bekannt. Noch weniger ist bekannt, wie Religionen (einschließlich der kommunistischen) seit ca. 100000 Jahren medizinisches Verständnis und die Entwicklung von Therapien inquisitorisch unterdrückt haben. Die gesamte historische Entwicklung aller Wissenschaften wird im Geschichtsunterricht wenig thematisiert, auch wenn sie sogar Ursache für oder Therapeutikum gegen die stets thematisierten Abschlachtungsorgien ist. Auch die psychologische Entwicklung politischer Führer und Völker wird wenig thematisiert.
Wir glauben, dass die bestmögliche Geschichtsschreibung vor allem vier Kriterien (Zielen) gerecht werden muss:
1. einer objektiven wahrheitsgemäßen Darstellung (Dass und warum allerdings
    manchmal unwahre Darstellungen mehr Lebensqualität schaffen als wahre, haben
    wir an anderer Stelle erläutert.).
2. einer Darstellung, die die komplexe Ganzheit und Vernetztheit der Entwicklungen
    (insbesondere die wichtigsten Zusammenhänge) berücksichtigt.
3. einer Berücksichtigung von Handlungen, Entscheidungen, Entwicklungen, die
nicht
    stattgefunden haben sowie die Ursachen, Folgen und Bewertungen dieser
    Versäumnisse bzw. Glücksfälle.
4. eine sinnvolle (prohedonische) Auswahl aus der Gesamtheit geschichtlicher
    Informationen Dies erscheint notwendig, weil es unmöglich und nicht sinnvoll ist,
    sämtliche historischen Abläufe zu kennen.
5. Eine Erklärung der wichtigsten Erscheinungen und Prozesse der Gegenwart, z. B. der
    Demokratie, Industrialisierung, Christianisierung, Terrorismus, Globalisierung
6. Zukunftsprognosen
7. alle relevanten natur- und sozialwissenschaftlichen Aspekte
Dieses Kapitel wird jedoch keine vollständige Betrachtung der Geschichte der Menschheit liefern, sondern eher exemplarisch die Bedeutung biologischer und psychologischer Erkenntnisse für historische Entwicklungen verdeutlichen. Das hat einmal damit zu tun, dass der Autor kein Historiker ist und daher die Geschichte des Abendlandes nur mittelmäßig und die Geschichte anderer Kulturen nur mäßig kennt. Außerdem müsste die Entwicklung von Emotionen in zahllosen Individuen (unter anderem Studien von Biografien) und ganzen Kulturen intensiv erarbeitet werden. Dies ist so aufwändig, dass viele Menschen über Jahrzehnte damit beschäftigt werden könnten. Deshalb ist dieses Kapitel auch als Anregung zu verstehen.
Die wichtigste Bedeutung des Verständnisses ethologischer und emotionaler Prozesse für die geschichtliche Entwicklung liegt in der Chance auf Heilung und Prophylaxe. Es gibt kaum eine effektivere Methode, die ungeheuren Schäden, die menschliche Gefühle in der Geschichte angerichtet haben und anrichten zu vermeiden, als die Kenntnis, Vermeidung und Heilung emotionaler und intellektueller Störungen, beziehungsweise die Vermeidung der Machtergreifung durch intellektuell oder emotional ungeeignete Führer und Ideologiestifter. Die bekanntesten Beispiele sind Hitler, Stalin, Mao Tse-tung und Saddam Hussein. Sie alle wiesen Sozialisationen und/oder Gene auf, die sie zu ganz besonderen Menschen machten. Keiner zeigte besondere Skrupel gegenüber Folter, Massenmord, Unterdrückung, imperialistischen Aktivitäten usw. Alle besaßen allenfalls mittelmäßigen Intellekt und Ausbildung. Auch aus diesem Grunde machten sie Fehler, die Millionen Menschen das Leben kosteten. Insbesondere besaßen sie (wie die meisten politischen Führer) wenig naturwissenschaftliche und psychologische Kenntnisse. (Das gilt übrigens auch für alle Religionsstifter, wie z. B. Karl Marx.). Vom durchschnittlichen Stammtischbruder unterschieden sie sich vor allem dadurch, dass sie auf Millionen Menschen wie charismatische Halbgötter wirkten. Die wichtigste Konsequenz aus diesen Erkenntnissen ist, dass man in die Verfassungen und in die Gehirne der Millionen schreiben muss, dass all diese Eigenschaften, bis auf das Charisma, die Übernahme von politischer Verantwortung
ausschließen müssen. Machtgier, krankhaftes Durchhaltevermögen und Scheitern in anderen Berufen dürfen nicht in Kombination mit manipulierbaren ausgebeuteten Bevölkerungen zum Motor für die Machtergreifung solcher (Halb)Psychopathen werden. Es muss einer Ausbildung und eine Qualifikationskontrolle sowohl bezüglich des Intellekts als auch bezüglich des Charakters für jeden Menschen geben, der politische Verantwortung übernehmen will. Demokratie allein genügt nicht.
Die Entwicklung der Geschichtsschreibung
Um die Problematik der Geschichtsschreibung zu verstehen, werfen wir zunächst einen kurzen aber unvollständigen Blick auf, die Veränderungen der Geschichtsschreibung.

Ursprünglich waren mündliche Überlieferung und Geschichtsschreibung häufig konzentriert auf besonders sensationelle Prozesse (Krieg, Seuchen, Katastrophen usw.) und für eine mehr oder weniger isolierte Gemeinschaft (z. B. einen Stamm oder eine Nation) bestimmt. Sie war orientiert an der Befriedigung relativ primitiver Bedürfnisse wie z.B. Sensationslust, Territorialaggression, Statusbedürfnisse, Schutz, Machterhalt, Bequemlichkeit usw. Darüber hinaus war sie meistens auch nur für eine (i. d. R. elitäre) Minderheit bestimmt. Sie war meistens nicht nur unvollständig sondern auch intentional verfärbt. Man schrieb (schreibt) meistens, was im Sinne der jeweiligen Machthaber, Geschichtsschreiber, Religion, Ideologie usw. opportun erschien. Die Geschichten Homers, die Bibel, aber auch die römische Geschichtsschreibung usw. sind Beispiele für solche (halb)historische Werke. Es wurde viel gelogen, verschwiegen und verfälscht. ‚
Die Kirche leugnete z. B. über Jahrhunderte Teile ihrer Inquisitionsaktivitäten, die deutsche Geschichtsschreibung gab den Feinden die Schuld am ersten Weltkrieg, fast alle Nationen verleugneten ihre Gräueltaten in Kolonien usw. gegenüber anderen Rassen und Religionen usw. Auf jeden Fall wurden aber gerne mehr oder weniger unpolitisch erscheinende Aspekte vernachlässigt. Naturwissenschaftliche, philosophische, künstlerische, wirtschaftliche Entwicklungen wurden oft nur am Rande erwähnt, obwohl manche von ihnen mehr Bedeutung hatten als die Kriegsspiele vor- und die Ränkespiele bei Hofe.

Am frühesten wurden religiöse Entwicklungen (und Wünsche) in die Geschichtsdarstellungen aufgenommen. Solche Tendenzen fanden sich überall, wo es überhaupt nennenswerte Geschichtsschreibung gab, vor allem in China, in der islamischen Welt und in Europa. Dabei spielten in der antiken griechischen und römischen Geschichtsschreibung religiöse Einflüsse nur eine relativ geringe Rolle. Besonders hier traten aber manchmal Versuche genauer und authentischer Darstellungen auf. In der chinesischen, islamischen und christlichen Welt überwogen religiös orientierte Darstellungen eindeutig. Noch eindeutiger überwogen in allen genannten Fällen rein beschreibende unkritische, Darstellungen ohne objektive Interpretationen, Analysen und ohne vernetzende Gesamtbetrachtungen. Da die Religionen oft auch die Philosophie bestimmten und beherrschten (bzw. unterdrückten oder waren) wurden auch viele religionskonforme philosophische Ideen und Prozesse aufgenommen. Auch religionskonforme mathematische, philosophische, wirtschaftliche, technische, kunsthistorische und sogar einige naturwissenschaftliche Entwicklungen fanden teilweise Eingang. (Diese Auswahl (Abwahl der nicht religionskonformen Informationen) bestimmt bis heute die Auswahl aller Bildungsinhalte in den meisten Ländern mit.). Man kann sogar sagen, dass die Emanzipation der Geschichtsschreibung zu nicht unwesentlichen Teilen eine Emanzipation von religiöser Bevormundung war. Eine solche teilweise Emanzipation fand nicht nur von religiösen Ideologien, sondern auch von den meisten anderen Ideologien statt. Manche Ideologien, wie zum Beispiel die sozialistischen in kommunistischen Ländern oder nationalsozialistische werden vielfach nicht ganz zu Unrecht als Sonderformen von Religion aufgefasst (Lenin-, Mao-, Hitlerkult usw.). Korrekter wäre es, Religionen als Sonderformen von Menschenkulten, wie man sie zum Beispiel bei den Ägyptern und in mittelamerikanischen Kulturen fand, aufzufassen. Götter sind abstrakt und ideell gewordene Herrscher(seelen).
Jedenfalls setzte in Europa mit Descartes (getrieben von
Renaissance, Reformation und Aufklärung) eine Verbesserung der Geschichtsschreibung ein, bei der auch die nichtreligiöse Philosophie und damit vor allem sozialwissenschaftliche Aspekte integriert wurden. In der Aufklärung (Voltaire, Montesquieu, Hume usw.) wurde die Geschichte im Sinne der Ideale der Aufklärung zum Teil sogar antireligiös umgeschrieben. Später wurden auch wirtschaftliche und naturwissenschaftliche Entwicklungen integriert. Noch später (z. B. nach und mit Karl Marx) wurden (teilweise und regional) nonkonforme oder gar tendenziell antireligiöse Kräfte sogar verstärkt berücksichtigt. Beispiele sind F. Nietzsche, S. Freud und Oswald Kolle. Nach der Aufklärung ging es zumindest in Deutschland mit der Geschichtsschreibung munter auf und ab. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging es mit Leopold von Ranke zunächst mal aufwärts. Er bemühte sich um kritische Bewertung der Quellen und um grundsätzliche Objektivität. Ende des 19. Jahrhunderts ging es steil abwärts. Im Heiligen kaiserlich Römischen Reich hand- und hirnbehinderter schnauzbärtiger Deutscher Pickelhaubennationen galten Antisemitismus, Nationalismus, Militarismus und Imperialismus mehr als Objektivität und Lebensfreude. Danach folgte nach dem Ersten Weltkrieg eine kurze teilweise Weimarer Beruhigung und Erholung vom wilhelminischen Größenwahn, die dann aber ab circa 1933 wieder in den größten Wahn um- und zurückschlug. Nach 1945 erholte sich die Geschichtsschreibung weltweit allmählich aber bis heute nur unvollständig von der Herrschaft vieler primitiver (zum Teil bestialischer) Bedürfnisse. Dabei konnte weltweit die religiöse Dominanz bis heute nicht aufgehoben werden. Aber ein gewisser Wandel der Intentionen setzte sich überwiegend durch. Man arbeitete an der Einbeziehung aller kulturellen Kräfte und Wissenschaften in die Geschichtsschreibung, bemühte sich stärker um Objektivität, Analysen und kritische Bewertungen und arbeitete dabei sogar einige konstruktiv definierte ethische Ziele (Lebensqualität) ein.
In jüngster Zeit fanden sich sogar einige Intellektuelle, wie z. B. Dietrich Schwanitz, die
das vernetzte Zusammenwirken all dieser Faktoren in ihre Darstellung von Geschichte aufzunehmen versuchten. Nur Konrad Lorenz (die gesamte vergleichende Verhaltensforschung) musste bis heute weitgehend draußen bleiben. Man hatte sich mühselig mit der körperlichen Verwandtschaft von Mensch und Affe abfinden können (müssen!), aber nicht mit der psychischen. Diese Ängste vor allem Biologischen (Biologismen) charakterisieren besonders das deutsche Denken. Hier galt es nicht nur religiöse Ängste vor biologistischen Ansichten zu überwinden, sondern auch noch die sozialdarwinistischen und rassistischen „Säuberungs“ideen der schmutzbraunen Nazis.
Der Einzug der Ethologie in die Geschichtsschreibung ist weitgehend identisch mit dem Einzug der Emotionalität insbesondere der (An)Triebe und ihrer angeborenen Anlagen. Kein Mensch kann die Geschichte ohne die tier(psych)ische Vorgeschichte verstehen, kein Mensch kann den Verlauf der Geschichte ohne die tierisch-menschliche Emotionalität verstehen und kein Mensch kann übrigens auch die Kunst, Wirtschaft, Philosophie oder irgendeine komplexe kulturelle Erscheinung ohne die Ethologie (Biologie, Naturwissenschaft) verstehen. Trotzdem wurde und wird es fast ausschließlich (auch an zahllosen Universitäten) mit zum Teil grausigen Erfolgen vermaledeit und vermummendeyt versucht. (Die Professoren Mummendey lehrten an deutschen Universitäten unter völliger Vernachlässigung (Ablehnung) der Ethologie hochintelligent aber scheuklappig Psychologie.).
Die Ethologie harmoniert nicht mit den unter anderem religiösen Wünschen der Menschen nach einer gottähnlichen Sonderstellung und erzwingt einen Vergleich mit Tieren, den wahrscheinlich auch schon der Urmensch zum Teil abgelehnt hat. Affen erscheinen vielen Menschen wie genetisch misslungene hässliche Kopien ihrer selbst. In jüngster Zeit allerdings werden Menschen, die äußerlich und/oder innerlich deutlich vom Idealbild (Tom Cruise?, Ami Winehouse?) abweichen, so genannte Behinderte,
öffentlich verherrlicht. Heimlich werden sie leider vielfach nach wie vor benachteiligt oder sogar verachtet. Richtig wäre es nur die Gendefekte zu verachten und zu beseitigen. Da man dies jedoch verachtet, fördert und verhätschelt mancher sogar liebevoll diese Defekte. Alle Vorbehalte der Mehrheit gegenüber allem, was mit Genetik zu tun hat (Euthanasie, genetische Selbstveränderungen aller Art usw.) sind und waren stark und wirksam. Dabei waren und sind die Gene, welche die Psyche beeinflussen besonders tabu. Hier wirken das religiöse Schöpfungstabu, Humanomanie, Angst vor Missbrauch und der Wunsch nach uneingeschränkter Lernfähigkeit und Willensfreiheit aufs Disharmonischste zusammen. Da die Ethologie sich zu wesentlichen Teilen mit genetisch beeinflusstem Verhalten beschäftigt wirken die Aversionen gegen Genetik und Ethologie im Verbund mit einer religiösen Generalabwehr gegenüber der Biologie auch aufs Himmlischste erfolgreich zusammen.
Sozialdarwinismus
Ein weiterer Grund für die weit gehende Ablehnung der Biologie, insbesondere der Übertragung biologischer Erkenntnisse auf die menschliche Kultur, lag im Wirken einiger sozialdarwinistischer "Denker". Vor allem Spencer, Herbert (1820-1903), Gumplowicz, Ludwig (1838-1909) und Spengler, Oswald (1880-1936) produzierten einen pseudowissenschaftlichen Mischbrei aus philosophischer Spekulation, biologischem Halbwissen, rassistischen Herrschaftsansprüchen usw., der (wenn auch zum Teil ungewollt) den Weg für den Faschismus ebnete. Ihr Denken war geprägt von Religion, Philosophie und allgemeinen Strömungen ihrer Zeit (Nationalismus, Antisemitismus und so weiter). Deswegen sind es auch diese (spekulativen) kulturellen Strömungen, die rassistische Verfolgungen und Weltkriege primär hervorgerufen haben. Darwin und die meisten Naturwissenschaftler aller Zeiten dagegen hatten mit solchen (allen irrationalen) Entwicklungen besonders wenig zu tun. Das Ganze lässt die fortdauernden Aversionen gegen die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Tierpsychologie und Menschenpsychologie beziehungsweise zwischen Ethologie und Kulturwissenschaften in einem besonders finstereren Licht erscheinen. Die Zusammenarbeit mit
echten Naturwissenschaften, beziehungsweise das Umsteigen auf naturwissenschaftliche Erkenntnisprinzipien, hat allen anderen Wissenschaften meistens erheblich genutzt.

Die sozialdarwinistischen Ideen des Faschismus waren nicht wesentlich mehr oder weniger behämmert als die genetischen, nationalen, militaristischen usw. Sie waren sogar alle miteinander verwandt. Dennoch erging es erstaunlicherweise der Evolutionsbiologie etwas besser als der Ethologie. Es gelang sogar, die Parallelen zwischen kultureller und biologischer Evolution zu erkennen und entsprechende Erkenntnisse zu veröffentlichen. Vor allem Karl Popper hat solche Parallelen beschrieben. Gelesen hat sie allerdings nur eine winzige Minderheit. Weitere konstruktive Beiträge finden sich in der von Wilson, Edward Osborne (*1929), begründeten Soziobiologie.

Aber auch dies alles liefert keine vollständige Integration evolutionsbiologischer Erkenntnisse in eine vollständige Darstellung der Geschichte.
Medizin, Pädagogik und Psychologie
Ähnlich verpönt, weil wenig religionskonform waren (sind), wie wir an anderer Stelle näher erläutert haben, die Wissenschaften Medizin, Pädagogik und Psychologie. Ihre Bedeutung und ihre Einflüsse werden allenfalls in der neueren Geschichtsschreibung und auch dort nur teilweise berücksichtigt. Das wiederum beruht u. a. darauf, dass Mediziner sich gerne mit anderen Dingen (z. B. Geldverdienen) beschäftigen und Pädagogen und Psychologen oft als linke oder verdrehte Querulanten verschrien sind. Auch ihre Wissenschaften gelten vielfach als unausgegorene Quacksalberbrühen. Dies ist leider (u. a. weil auch sie naturwissenschaftliche Verfahren und die ethologische Vorgeschichte des Menschen zu wenig berücksichtigen) nicht ganz falsch.
Trotz all dieser Ausschlussverfahren wurde in jeglicher Geschichtsschreibung ein Aspekt stets in gewissem Maße berücksichtigt, nämlich die „Gefühle“. Das scheint im Widerspruch zu dem, was wir oben behauptet haben, zu stehen. Wenn aber Geschichtsschreiber Gefühle thematisierten, waren das primär nur bestimmte Gefühle (Aggression, Machtgier, Rangstreben usw.). Zudem wurden sie nur teilweise thematisiert. Vor allem aber wurde in der Regel oberflächlich und allenfalls halbwissenschaftlich beschrieben und kaum von ethologischen und psychologischen Experten analysiert. Eine Ausnahme bildet die Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Hier wurde (allerdings wieder unter weit gehendem Ausschluss der Ethologie) unter Berücksichtigung pädagogischer, psychologischer, wirtschaftlicher usw. Aspekte die Genese des Wahnsinns (insbesondere Hitlers Wahnsinns) genau zu analysieren versucht. Bei ihm durfte man sich ausnahmsweise sogar für seine Gene interessieren. Das gelang aber nur teilweise, unter anderem weil er sie (seine Herkunft), wahrscheinlich mit gutem Grund, zu verbergen wusste. Dennoch gelang es ihm, sich zum einzigen geistig Behinderten zu erheben, den man heute noch öffentlich diskriminiert, ohne deshalb mehrheitlich diskriminiert zu werden.
Resümieren und halten wir fest: Was die Menschheit braucht, um sich selbst zu verstehen ist eine Aufarbeitung ihrer Geschichte, in der alle oben angesprochenen Aspekte und Wissenschaften angemessen berücksichtigt werden. Vieles davon wurde bereits geleistet muss aber noch in ein Gesamtkonzept integriert werden. Die Menschheit tut (wie in der Bildungspolitik) alles, um zu verhindern, dass es Universalgelehrte, die man für diese Aufgabe(n) benötigt, überhaupt gibt.
Geschichte und Emotionalität
Damit können wir uns der Erweiterung des Geschichtsverständnisses, die uns in diesem Kapitel am meisten interessiert, konkreter nähern. Es ist die systematische Einarbeitung der wichtigsten Steuerungsfaktoren der geschichtlichen Entwicklung, der Emotionen. Dieses Kapitel soll exemplarisch verdeutlichen, wie, warum und welche Gefühle die Geschichte bestimmen.

Wie ich an anderer Stelle bereits verdeutlicht habe, bestimmen Gefühle (Antriebe, Motivationen) schon die Entwicklung und das Geschick einer Schimpansengruppe und jeder Säugetiergruppe. Z. B. bewirken Rangordnungskämpfe, Sexualprivilegien, mütterliche Fürsorge, Altruismus usw. bzw. die zugehörigen Motivationen die Steuerung und Veränderung jedes Säugetierrudels einschließlich der Menschen. Wie solche Gefühle das Verhalten und die Wirkungen von Jesus, Napoleon, Darwin, Archimedes, Aristoteles, Goethe, Watt, Einstein (aller Politiker, Wissenschaftler, Religionsstifter, Künstler, auch Durchschnittsmenschen und ganzer Kollektive usw.) bestimmt haben und bestimmen, wollen wir ein wenig zu verstehen versuchen. Diese Motivationen und ihre Entstehung sind die wahrscheinlich wichtigste Voraussetzung für das Verständnis der Kultur.

Die Emotionen

Wie wir ebenfalls an anderer Stelle näher erläutert haben, gehen wir davon aus, dass fast alle menschlichen Gefühle auch schon bei einigen Säugetieren auftreten. Diese Gefühle stellen wir in der folgenden Tabelle noch einmal zusammen und erinnern uns auch noch einmal daran, dass wir alle scheinbar rein menschlichen Gefühle und gefühlsbetonten Regungen (Ehre, Freude, Stolz, Scham, Jubel, Glück, Gestresstheit, Ekel usw.) als Mischungen dieser ursprünglichen „biologischen“ Gefühlskomponenten auffassen. Die meisten Gefühle stehen im Zusammenhang mit angeborenen Verhaltensweisen (z. B. mit Trieben) und können vor allem durch operantes Konditionieren in ihrer Intensität, Wirkung und Auslösbarkeit beeinflusst werden. Wir können vereinfacht sagen, dass der Verlauf der Geschichte ganz wesentlich durch die Emotionalität bestimmter Menschen beeinflusst wird und wurde. Besonders deutlich wird dies, wenn man herausragende Persönlichkeiten betrachtet. Der Charakter Jesu, (Güte, Verständnis sogar für Prostituierte und Feinde jeder Art, Durchhaltevermögen, Anspruchslosigkeit, Gläubigkeit usw.) hat die Geschichte unserer Kultur ganz entscheidend geprägt. Um diese Entwicklung wirklich ursächlich verstehen zu können, müssten wir die individuelle Entwicklung von Jesus wirklich verstehen. Abgesehen davon, dass Psychologen so etwas bis heute nicht beherrschen, ist es bei Jesus und vielen überwiegend unbekannten Vorgängern nahezu unmöglich. Das meiste ist nicht oder falsch überliefert. Trotzdem kann man sich das Prinzip, um das es hier geht, an anderen Beispielen klar machen. Stalin und Hitler sind z. B. (leider) historisch bedeutende Figuren, bei denen ihre Sozialisation besser bekannt ist. Stalins Kindheit war z. B. ähnlich beschissen, wie er selbst auch. Hitler erwarb seine Liebe zum Krieg und „richtigen“ suizidbereiten Kriegern u. a. in Schützengräben im 1. Weltkrieg. Aber auch seine Kindheit war schon gut geeignet für die Bildung eines gestörten, halbasozialen Subjekts mit achtbarer Frauenverachtung, der Unfähigkeit zu geregelter Arbeit und rassistischen Wahnvorstellungen. Er wurde von seiner Mutter überverwöhnt und von seinem Vater geschlagen. Sozialdarwinistische, militaristische, antisemitische und herrenrassistische Wahnvorstellungen waren weniger seine individuellen Krankheiten als vielmehr interkontinentale Neurosen seiner religiösen, aber (un)christlich militaristischen (un)menschlichen Umwelt. Wien war (s)ein idealer Nährboden für Judenhass. Hier blühten Katholizismus und eine der letzten und stärksten antisemitischen Regierungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Wenn wir diese Gestalten und viele andere politische Führer auf ihre Gefühle, die die Welt veränderten, abklopfen, finden wir vor allem Motive aus den Bereichen: Rangordnung, Aggression (Rache), Herdentrieb, sexuelles Imponieren, Liebe, Brutpflege, Ökonomisierungslust, (Kriegs)spiel, Angst. Motive aus den Bereichen Neugier, Bewegung, Nahrung, Schmerz usw. spielen i. d. R. eine untergeordnete Rolle. Bei Leuten wie Hitler, Stalin und ähnlichen „Größen“ muss neben den reinen Gefühlskomponenten noch eine Mischung dieser Gefühle berücksichtigt werden, die wir üblicherweise als Störungen bezeichnen. Um sie zu verstehen, lohnt es sich, u. a. ein wenig bei Freud und Nachfolgern unter Stichworten, wie Neurosen, Psychosen, Abwehrmechanismen wie Verdrängung, Sublimation, Verschiebung usw. nachzuschlagen. Auch die Entstehung psychischer Störungen ist also für das Verständnis der Geschichte von großer Bedeutung.
An dieser Stelle wollen wir eine weitere Ursache für historische Entwicklungen erwähnen. Sie wird gerne als das Zufallsprinzip bezeichnet. Natürlich sind alle historischen Entwicklungen von einer unvorstellbaren Zahl von Zufällen bestimmt, auf die die Menschheit konstruktiv steuernd Einfluss nehmen sollte. Wir wollen uns aber hier auf einen Zufall konzentrieren, der für die Emotionalität besondere Bedeutung hat. Es ist die Mutation. Die Emotionalität aller Menschen wird natürlich erheblich dadurch beeinflusst, dass und welche zufälligen Mutationen Menschen treffen, denn ein großer Teil der menschlichen Emotionalität beruht bekanntlich auf angeborenen Komponenten. Ein tieferes Verständnis der Geschichte unter Berücksichtigung von Emotionen wird aber erst dann möglich, wenn man auch die Entstehungsbedingungen für alle genannten psychischen Störungen und gesunden individuellen wie kollektiven Emotionen verstanden hat. Das ist selbstverständlich für die Gefühle historischer Einzelmenschen oder Kulturen nur sehr beschränkt möglich. Trotzdem kann man sich das Prinzip der Wechselwirkung zwischen der Emotionalität bedeutender historischer Größen und den Sozialisationsbedingungen ihrer Zeit soweit klar machen, dass man historische Abläufe besser versteht. Vor allem aber gelingt es auch ohne die Kenntnisse aller historischen Details, soviel Verständnis zu entwickeln, dass man die ungeheure Zahl von Fehlern, die gemacht wurden, werden und vor allem werden werden, vermindern kann.  

Zusammenfassung
Das Studium der Geschichte soll uns helfen, die Gegenwart besser zu verstehen und die Zukunft besser zu planen. Dabei stehen die wichtigsten Steuerungskräfte der Gesellschaft im Mittelpunkt. Es sind grundsätzlich die biologischen Antriebe. Sie manifestieren sich besonders bedeutungsvoll und kritisch in Religionen und in parasitärem Verhalten. Da Religionen und Ausbeutung (vergleiche Karl Marx) also in besonderer Weise auf die Entwicklung und Steuerung der Menschheit Einfluss nehmen, müssen wir sie auch besonders intensiv studieren. Vor allem gilt es, ihre z. T. massiv destruktiven Einflüsse in der Zukunft zu verhindern und die konstruktiven zu bewahren und zu fördern.
Zum Parasitismus existiert ein eigenes Kapitel. Zum Thema Religionen werfen wir zunächst einen kurzen beschreibenden Blick auf ihre wichtigsten Aussagen, Gemeinsamkeiten, ihre Verwandtschaft, ihre Entstehung und Geschichte.
Die zentralen Fragen lauten: Wie und warum haben Religionen konstruktive wissenschaftliche Entwicklungen behindert? Wie konnte sich das Christentum durchsetzen? Wie und warum verlor es später erheblich an Macht (Aufklärung)?

Religionsgeschichte
Die naturwissenschaftlichen und philosophischen Gedanken der Antike sind die eine Kraft, die die Zukunft Europas bestimmen sollte, die andere ist eine Religion, die heute in drei Religionen (Judentum, Islam und Christentum) aufgespalten ist. Am bedeutungsvollsten wurde das Christentum.
Unglücklicherweise ließ sich ein gutherziger, verantwortungsbewusster, israelischer Wanderprediger namens Jesus Christus wenige Jahrhunderte nach der griechischen Blütezeit freiwillig an ein Kreuz nageln. Er hatte einige konstruktive, vor allem altruistische und antiparasitäre, Verbesserungsvorschläge in die dort vorherrschende leicht neurotische Religion eingebracht. Diese Religion war die Ursuppe, von der sich Islam, Judentum und Christentum nährten. Solche konstruktiven Verbesserungen kamen bei den etablierten Tempelherrschaften auch damals schon gar nicht gut an (vgl. Innovationen bei Makaken). Leider neigte Jesus möglicherweise etwas zum Größenwahn. Er hielt sich (angeblich?) selbst für den Sohn Gottes und für den Erlöser der Menschheit und erzählte das, wenn die Überlieferungen stimmen, auch noch gelegentlich laut herum. Das gefiel seinen Anhängern aber sonst fast niemandem. Israel war damals von Römern besetzt, durfte sich aber teilweise selbst verwalten. Dadurch wollten die Römer verhindern, dass es ständig Stress durch blutige Aufstände der unterdrückten jüdischen Bevölkerung gab. Eine ähnliche Situation liegt auch heute in Israel vor, nur dass jetzt die Juden palästinensische Araber unterdrücken und ausbeuten. Damals fürchteten die Römer die Anführer der aufständischen Banden, wie z. B. einen gewissen Barnabas. Auch Jesus hatte leider einiges erzählt, was nach Aufstand roch. Hätten die Römer genau zugehört, wäre ihnen später ein tausendjähriger Kampf z. T. erspart geblieben, genau wie
noch später den Alliierten „Mein Kampf“. Die Juden befanden sich in der Situation, in der sich Menschen am häufigsten befanden, in der Situation des Unterdrückten. Sie waren die Kurden, Basken, Nordiren, Schwarzen, Sklaven, Arbeiterklasse usw. des alten Israel. Sie wurden wie üblich dumm, rassistisch und parasitär unterdrückt und ausgenutzt.
Derartige Umgangsformen finden sich in der Tierwelt fast überhaupt nicht. Dies macht deutlich, dass tatsächlich nicht alles von den primitiven, instinktabhängigen Tieren auf die vernunftbegabte Krone der Schöpfung übertragbar ist.
Dem Volke Israel ging es schlecht und es konnte kaum etwas dagegen tun. Da erinnerten sich seine DNA und sein tiefes Unterbewusstsein an die Zeit, als die Menschen in voller Lebenslust ihre Sterblichkeit entdeckten. Damals hatte man sich mit göttlichen Träumereien halbwegs retten können, warum sollte das nicht jetzt auch wieder gehen. Alles, was man brauchte, war ein simpler Fortsetzungsroman, der später noch oft verfilmt wurde, allerdings nie unter der angemessenen Bezeichnung Moses II. An den Stammtischen sprühten die berauschten Gehirne schon bald den Traum vom Erlöser (Messias, König) heraus. Diese Idee kam natürlich gut an. Am liebsten wurde sie mit einem antirömischen, trendorientierten Atomwaffenherkules gefüllt. Jesus war ein verantwortungsbewusster, bescheiden gekleideter, pazifistischer, ethischer Ökofreak und Querdenker, wie Darwin, Kopernikus und Einstein.
Erst nach einem 2000 jährigen Lernprozess ist es Menschen hin und wieder gelungen, solchen Leuten Macht zu geben, bzw. wenigstens anzubieten. (Einstein hat das Angebot zur politischen Führung Israels allerdings dankend abgelehnt.).
Das letzte, was die Meisten sich damals als ihren Erlöser vorstellen konnten, war jemand, der seine andere Wange hinhielt, wenn ihm auf die eine geschlagen worden war. Dieser Jesus wurde zum religiösen König hochstilisiert, obwohl er nicht einmal Mitglied der herrschenden Priestermafia war, ja diese natürlich sogar z. T. bekämpfte. Das alles wäre, wie Tausende Sektenführer vorher und nachher, noch zu ertragen gewesen, wenn nicht das Übelste gedroht hätte, die Zerstörung des Traumes. Gar kein König war o. k., da konnte man weiter träumen. Ein richtiger König war ebenfalls o. k., mit ihm konnte man Träume wahr machen (asterixistisch, obelikales Römer-Vermöbeln). Ein halber König bedeutete die Realisierung des ewigen Albtraums, römische Unterdrückung und alle anderen üblichen Übel.
Man wollte stattdessen einem hannibalischen Alptraum einen bombarnabastischen Spartakuss geben.
Bei dieser gemeinsamen Gefahr waren sich Priestermafia, römische Parasiten und große Teile des Volkes schnell einig. Jesus musste weg. Eine intrigante Bande seiner neidischen, missgünstigen jüdischen etablierten Kollegen und eine ähnliche Bande von korrupten römischen Besatzern beschlossen gemeinsam seine Beseitigung. Auf diesen widerlichen, als Bestrafung getarnten, Mord reagierten einige Menschen aber sehr christlich und intensiv. Ihr Erbgut erinnerte sie wieder an ihre Millionen Jahre alten Vorfahren, die in solchen Situationen wütend wurden und schrien: „Jetzt erst recht!“ Sie verhielten sich wie Fußballspieler: Wenn ein Spieler einer Mannschaft zu Unrecht eine rote Karte bekommt, spielt die betroffene Mannschaft in halb wütender Erregung plötzlich doppelt so gut. Erfolgt die Bestrafung zu Recht, spielt die Mannschaft meistens verunsichert schlechter. Die Hauptschiedsrichter Pontius Pilatus und Judas sowie die anonymen, bestochenen Linienrichter aus der Schule der Pharisäer, Sadduzäer usw. ahnten nicht, was sie ihren Nachfahren angetan hatten. Die Jesus-Anhänger waren von ihm und seiner Güte so begeistert und so erregt, dass sie alles daransetzen, seinen Glauben zu verbreiten. So setzte sich das Christentum, das auf den ersten Blick erkennbar netter wirkte als Judentum, Islam und die menschenähnlichen Götterhaufen der Griechen, Römer, Kelten, Germanen usw. allmählich in fast ganz Europa durch. Leider kannten diese Anhänger sich nur in theoretischen-, nicht aber in angewandten Religionswissenschaften aus. Die Anwendung der Religionswissenschaften jedenfalls führte für ganz Europa in eine tausendjährige wissenschaftliche blutrote katholische Sonnenfinsternis bis es Kopernikus und Kepler im 16. Jahrhundert endlich gelang, den richtigen Dreh zu finden. Ungefähr 600 Jahre lang wurden Mitglieder der Religionen, die aus der Reihe tanzten, so genannte Ketzer, verfolgt, gequält und verbrannt.
Für dieses Verfahren hatte man schon damals aus PR-rechtlichen Gründen den beschönigenden Namen Inquisition (=Untersuchung) gewählt, ein Verfahren, das sich später immer mehr durchgesetzt hat (siehe unter atomkraftbetriebene „Industrieparks“ im Kap. „Irrationale Konventionen“).
Die üblichen blutigen Prügeleien mit Konkurrenzreligionen blieben, obwohl sie unchristlich waren, auch nicht aus. Das lag und liegt daran, dass sich auch in Religionsgemeinschaften häufig dumme, machtgierige, rassistische und neurotische Führer durchsetzten. Nun ist das Abschlachten von Gegnern, Heiden, Zahlungsverweigerern usw. nichts spezifisch Katholisches oder Christliches. Es ist vielmehr Voraussetzung für die Existenz aller großen Religionen und aller anderen Ideologien, die es heute noch gibt. Alle Ideologien, die nicht geschlachtet haben, und Selbstvermehrungsprogramme aufgelegt haben, sind reduziert oder abgeschlachtet worden. Wir hoffen, dies erinnert den Leser wieder einmal an die biologische Evolution. Für die Juden führten die angewandten Religionswissenschaften zu 2000 Jahren Verfolgungen, die ihnen eine brutale Spezialselektion bescherten. Dabei verbesserte man nicht nur „liebevoll“ ihre Gene, also ihre biologische Fitness, sondern auch ihre kulturelle, z.B. ihre Fähigkeiten, mit Geld umzugehen. Als die arischen Schuldner dann später bemerkten, dass sie in diesem Punkt ihre „Großmut“ übertrieben hatten, schlachteten sie zum Ausgleich ein paar Millionen Juden ab. Bei diesen Abschlachtungsorgien beschränkte man sich keineswegs auf die überwuchernde Minderheit, sondern gab schwarzchristlich-internationalsozial oder braunarisch-intranationalsozial allen (auch unschuldigen Kindern, Frauen usw.) eine „gerechte, gleiche und brüderliche“ Chance auf Folter und Himmelfahrt.
Im Mittelalter gelang es den meisten philosophischen Theorien, die sich mit dem Christentum halbwegs vertrugen, zu überleben. Dazu gehörten religiöse Ethik, Mathematik, Ästhetik, Erkenntnistheorie, Sprachen und Teile der Anthropologie und Ontologie. Wenig Chancen, weil inkompatibel, hatten ethische Konzepte wie der Hedonismus, Naturwissenschaften, demokratische Konzeptionen, kosmologische Ideen, die Gott aus dem himmlischen Zentrum zu rücken versuchten und biologische Ansätze, die den Menschen zwecks Heilung und besserem Verständnis zerlegen wollten oder seine Herkunft zu erklären versuchten. Diese Bedingungen bestimmen bis heute ganz wesentlich und weltweit alle (entsprechend fragwürdigen) menschlichen Bildungssysteme.
In der Scholastik (mittelalterliche christliche Ausbildungsphilosophie) entwickelten die religiösen Machthaber und Philosophen noch einen weiteren Trick, um gefährliches wissenschaftliches Denken zu neutralisieren. Sie benutzten die wohlgefälligen Teile des antiken Wissens, um christliche Lehren zu beweisen und Glauben und Wissen miteinander zu versöhnen (siehe unten). Die meisten dummen Schäfchen fielen darauf herein und glaubten, dass es neben der allumfassenden Religion keine weiteren wesentlichen Wissenschaften mehr geben könne. Wir sehen, dass es in einigen sehr wichtigen Bereichen sehr dunkel wurde.
Deshalb vermuten wir, dass schon lange vor den Kabarettisten des 20. Jahrhunderts kritische Denker folgende Umkehrung ersonnen haben: „Es war nicht so, dass es am Anfang dunkel war, dann Gott erschien und dieser daraufhin den Menschen schuf, sondern zuerst war der Mensch, dann schuf er Gott und dann wurde es dunkel.“ Jedenfalls schlief das wertvolle Wissen der Antike viele Jahrhunderte lang im christlich verfinsterten Raum. In der arabischen (islamischen) Welt war man zu jener Zeit erstaunlicherweise etwas schlauer. Man hatte sich kulturell, wissenschaftlich und militärisch recht gut entwickelt und dabei auch ordentlich bei Griechen, Römern, Indern und Ägyptern abgekupfert. Man hatte auch Israel eingemeindet und kam 1096 auf die blödsinnige Idee, Jerusalem für so genannte Ungläubige dicht zu machen. Man entzog der gesamten christlichen Welt den Zugang zu den heiligen Pilgerstätten. Das erzeugte mächtige, imperialistische Selbstverteidigungserregung beim Papst und seinen Freunden. Man schickte Militär, um den Zugang zu erzwingen, so genannte Kreuzzüge. Der Weg führte über das reiche Konstantinopel (= Byzanz = Istanbul). Sein Anblick machte eroberungsgeil. Die Eroberung gelang. Im Eifer der äußerst feurigen Gefechte hatte man versehentlich einige Eingeborene überleben lassen, ein „Fehler“, der übrigens später in Jerusalem nicht wiederholt wurde. Dort schlachtete man (meistens „pietätvoll“ nach der Vergewaltigung) sogar Christen, einschließlich Frauen und Kindern, ab, um an ihren Besitz zu gelangen. Die (Kirchen)Fürsten hatten freundlicherweise jedem Erstbesetzer eines Hauses diesen Besitz versprochen, um deren Hemmungen gegenüber mühseligen Kreuzzugbeteiligungen, insbesondere Schwerteinführorgien, zu überwinden. Die Aussicht auf Fressen, Saufen, Vergewaltigen, schöne Villen usw. gab den Kreuzzügen den motivierenden Spaßcharakter moderner Kreuzfahrten. Himmelreichversprechen und Fegefeueraufenthaltsverkürzungsverträge hatten bei vielen christlichen Kämpfern nicht ausgereicht, weil man wusste, wie ausgesprochen hoch die Chancen waren, bei Kreuzzügen selbst ins Gras (Sandrasen) zu beißen.
Man munkelt, Sandrasen stehe wegen derartiger, später auch in Europa immer häufiger werdender, Beißereien heute auf der blutroten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.
Jedenfalls kam man mit Muslimen, Griechen, der orthodoxen Kirche usw. ins Gespräch und bemerkte deren geistige Überlegenheit und größere Toleranz. Man schrieb sich dies und das auf, z. B. Zahlen. Zum Glück war einiges von der griechischen und sonstigen antiken Philosophie dabei. Viele Weiterentwicklungen hatten arabische Mathematiker und Philosophen selbst vorgenommen. Diese Menschen werden an abendländischen Schulen nahezu überhaupt nicht bekannt gemacht, obwohl weite Teile der Mathematik auf ihren Vorarbeiten und Theorien beruhen. Noch weniger bekannt sind hinduistische Denker, bei denen die Araber ähnlich wie bei Griechen und Ägyptern dies und das abgeschrieben hatten, z. B. die Null, die eigentlich viel besser zu christlichen Raubritternullen und den meisten merowingischen Königen gepasst hätte.
Unabhängig von dieser rassistischen würdelosen Würdigung vieler Denker wird hier wieder ein wichtiges Grundprinzip kultureller (jeglicher) Entwicklung deutlich. Durch die Kombination (biologisch Rekombination) von Informationen werden Höherentwicklungen beschleunigt (Details im Kap. „Philosophie“). Interessant ist, dass kriegerische Auseinandersetzungen wichtige Motoren dieser Entwicklungen waren. Diese sind zum Glück in letzter Zeit teilweise von touristischen, neugierigen Motivationen und bewusster rationaler Steuerung abgelöst worden.
Ein gewisser Thomas von Aquin sichtete um 1250 vieles, was aus der Antike aufzutreiben war und fand, dass sich der philosophische Brei von Aristoteles bestens mit dem christlichen vermatschen ([dialektisch] rekombinieren) ließ. Er tat dies in seinem weltberühmten Werk „Summa Theologiae“. Es enthielt einige Verbesserungen wurde aber dennoch für einige Jahrhunderte zum eher
finsteren Standardwerk der europäischen „Wissenschaft“. Deshalb glaubte man zum Beispiel, an die uralte schleimige Viersäftetheorie (schwarze Galle, gelbe Galle, Blut und Schleim) von Hippokrates und Galen. Diese Theorie konnte nicht nur den besten Sanguiniker cholerisch machen, sondern auch den schlechtesten Melancholiker so phlegmatisch machen, dass die Selbstmordmotivation für die Selbstbefreiung von den Lebensqualen nicht mehr ausreichte (griechisch chole = gelblicher Schleim und Galle, melan =schwarz, sanguis = Blut, phlegma = Schleim). Des Weiteren glaubte man z. B. an eine Sammlung göttlich offenbarter Merkwürdigkeiten (Schöpfungsgeschichten, Himmelfahrten usw.) und dass Mäuse aus feuchten Sägespänen entstehen (Aristoteles).
Fortschrittlich war es z. B., weil es einige andere konstruktive Ideen von Aristoteles übernahm. Der sympathisierte mit empiristischen und materialistischen Gedanken. Außerdem war Thomas kritisch, plädierte für den freien Willen, unterwarf die Menschen und sich lieber der eigenen Vernunft als irgendwelchen, z. B. religiösen, Autoritäten. Das half dem Empirismus und Liberalismus ein wenig auf die Beine, brachte Thomas aber Ärger mit der Kirche, deren Seelenlehre besser mit dem Idealismus Platons und gehorsamen Schäfchen harmonierte. Auch das Leben der Bettelorden (Thomas gehörte zu den Dominikanern) passte zu Jesus, aber nicht zu den prunkbewussten Religionsfürsten. Was ihnen gefiel, war Thomas aristotelische Frauenfeindlichkeit, seine Distanz zum naturwissenschaftlichen Denken und sein grundsätzliches Bekenntnis zur Kirche.
Doch zurück zur Kreuzzugsmentalität. Angetrieben von Imperialismus, Machtgier, Neurosen, Psychosen, religiöser Überzeugung, Rassismus, Geldgier und chronischem Vergewaltigungsbedürfnis prügelte sich die islamisch arabische Welt mit der zentraleuropäisch christlichen noch 1000 Jahre weiter (arabische Eroberungen, hammerharte französisch spanische reconquista, Kolonisierung, Golfkriege usw.).
(Jedes dieser Bedürfnisse findet sich auch bei Schimpansen.).
Diese Art des Umgangs war seit Jahrhunderttausenden zwischen allen Horden, Gruppen, Stämmen, Kulturen und Religionen üblich und blieb es bis heute, allerdings (erfreulich?) zu Gunsten des Wirtschaftsparasitismus (Telesklaverei) abnehmend. Ihr ist besonders deutlich die Verwandtschaft zum biologischen Kampf ums Dasein anzusehen. Man kloppte sich um Spanien, Israel, Nordafrika, die westliche Türkei und den Balkan.
Dieses alte Prügelbedürfnis flammte übrigens unter anderem auf dem Balkan nach 1990 wieder auf, als der kommunistische Zwang zum friedlichen Zusammenleben der verschiedenen Völker und Religionen dank Gorbatschow aufgehoben wurde. Eine merkwürdige rassistische Mischung mit hohen atheistischen, griechisch-orthodoxen und kommunistischen Anteilen war nicht ganz ohne Manipulationen in Jugoslawien an die Macht gekommen. Sie prügelte nun, wie interkontinental üblich, genüsslich auf islamischen, katholischen ethnischen (und sonstigen) Minderheiten herum. Das erzeugte, wie ebenfalls üblich, ein kräftiges racheorientiertes Rückprügelungsbedürfnis. Lange ließ der Westen den braunroten Oberrassisten Milosevic gewähren. Schließlich entschloss die NATO sich, trotz russischen Widerstands, einzugreifen. Man wollte sich dabei aber nicht wehtun. Jeder Milliliter Soldatenblut kostet nämlich einige Wählerstimmen. Also verwendete man ein seit dem Zweiten Weltkrieg sehr bewährtes angloamerikanisches Lufthoheitsverfahren. Man warf megatonnenweise Bomben. Im Gegensatz zum Zweiten Weltkrieg mühte man sich redlich, hauptsächlich militärische Ziele zu treffen, was aber häufig misslang. Der amerikanische Geheimdienst liebte z. B. seine alten Botschaften (Pläne) so sehr, dass er die neue chinesische Botschaft in Belgrad zerbomben ließ. Man hatte nicht bemerkt, dass die geheimniskrämerischen Chinesen umgezogen waren, ohne den Amerikanern Bescheid zu sagen.
(Heute ist die unheimliche chinesische Heimlichtuerei (Olympische Disciplin) so internet, dass sie bis auf die Chinesen jeder kennt. In Tibet gelang es gelegentlich sogar aus pressefrei Pressebrei zu machen).
Nach den Treffern wurden die Chinesen etwas ungezogen, hielten aber bald wieder die „Klappe“. Das Sprechen fiel nämlich extrem schwer, wenn und weil gleichzeitig weiter die Rubel des globalen (Miss)Handelns in die offenen chinesischen (Drachen)Rachen rollten.
Doch zurück in die fernere Geschichte: Uns interessiert besonders Konstantinopel. Es war zeitweilig die Metropole der Welt und hatte daher geistig einiges zu bieten. Das lag vor allem an arabischen Einflüssen und daran, dass die griechisch orthodoxe Kirche in der Sparte Verdunkelungstechnik der römisch-katholischen deutlich unterlegen war und ist. Als Konstantinopel 1453 glücklicherweise von den islamischen Arabern zurückerobert wurde, machten sich viele christliche Intellektuelle aus dem Staube. Sie flohen unter anderem nach Rom und brachten eine Menge des hellen Wissens der Antike mit.
(Die Entstehung des Wortes hell aus dem Wort hellenistisch drängt sich hier als Vermutung auf, ist aber sprachwissenschaftlich nicht belegt.). Weil der Papst mit dagobertodiebischer Freude in seinen Talern badete, statt aufzupassen und sich mit seiner Geldgier unbeliebt gemacht hatte, konnte sich dieses strahlende hellenistische Gift für den Katholizismus überall in Europa ausbreiten. So bewirkte es, dass im 16. Jahrhundert endlich von Descartes, Bacon, Kopernikus, Hobbes, Locke, Galileo usw. der Dimmer erfunden wurde. Dieser Prototyp arbeitet(e) so langsam, dass es bis heute auf der Erde noch nirgendwo wirklich licht geworden ist. Kopernikus war ein kluger Feigling. Er ließ seine Gedanken, in denen die Sonne, statt der Erde, wie nach Ptolemäus bisher üblich, in den Mittelpunkt der Welt gestellt wurde, erst nach seinem Tode veröffentlichen. Er wusste, dass alle, die solche oder ähnliche Behauptungen aufstellten, von den päpstlichen Hütern der Ordnung verfolgt und wenn nötig verbrannt wurden. Ein leuchtendes Beispiel katholisch-inquisitorischer heiztechnischer Hochkultur war z. B. die Verbrennung Giordano Brunos. Dieser widerspenstige Ketzer behauptete allen Ernstes, die Sterne seien ferne Sonnen und Gott sei überall. Er spielte sich sogar selbst zum Inquisitor über päpstliche Übeltäter auf.
Schließlich, in der Mitte des 16. Jahrhunderts, schufen dann Leute wie Francis Bacon usw. (s. o.) die Grundlagen für die modernen Naturwissenschaften. Etwas später, um 1637, wurde die produktive Philosophie wieder geboren. Es war zuerst René Descartes, der viele Ideen der griechischen Philosophen noch einmal entwickelte. Ende des 17. Jahrhunderts waren es dann vor allem englische Philosophen, allen voran John Locke, die die Grundprinzipien der Demokratie nochmals neu entdeckten und erweiterten.
Zu all diesen Entwicklungen hatte auch die
Reformation beigetragen. In ganz Nord- und Mitteleuropa waren die Völker und Fürsten mehr oder weniger sauer, weil ziemlich viel von ihrem Geld zum Papst nach Italien floss. Es war üblich, der Kirche ein Zehntel der Einnahmen zu geben. Diese wanderten des Öfteren zu hundert Prozent nach Rom.
Nun war der Papst zwar kein anständiger Christ wie Christus, sondern allenfalls ein guter Katholik und gut für einige (vor allem italienische) Katholiken, auf jeden Fall aber ein schlechter Mathematiker. Er schüttete 10 % von den 100 %, die er erhalten hatte, an die edlen Spender und Käufer von Losen und Himmelfreiflugscheinen wieder aus und redete sich erfolgreich ein, den Zehnten komplett wieder zurückgezahlt zu haben. (Da auch dieses Verfahren wieder an ein Perpetuum Mobile erinnerte, wurde es später von allen Losverkäufern (z. B. staatlichen Lotterien, Banken, Versicherungen) und vielen karitativen Verbänden so gut es ging nachgeahmt.).

Außerdem erschien vielen auch die katholische Auslegung der Bibel nicht gerade als das „Gelbe vom Ei“. Päpste z. B. lebten und verhielten, (leben und verhalten?) sich eher kaiserlich als christlich (christlich hier im Sinne von „wie Jesus“). Papst Leo X. (1513-1521) (Ehrentitel: der Excommunicator) war in dieser Beziehung besonders vorbildlich. Als Sohn Lorenzo de’ Medicis hatte er Prunksucht und Parasitologie schon in der Kindheit und Jugend intensiv studiert. Deshalb nutzte er seine Einnahmen auch eher für katholische Kriege, Festveranstaltungen, Kunstwerke usw. als zu einer christlichen Bekämpfung der Armut.


So nahm das erfreuliche Übel denn seinen Lauf. Als erstes war England an der Reihe.
England hatte gegenüber den Ketzern in Südfrankreich und so weiter den großen Vorteil, weit weg von Rom und päpstlichen Einflüssen zu sein. Die meisten Engländer sprechen in diesem Zusammenhang bis heute von „splendid isolation“. Einer von ihnen, Charles Darwin, entwickelte sogar die Ahnung, dass diese Isolation einiges mit der „geographischen Isolation“ gemeinsam hat. Diese Isolation, die man aus der Evolutionslehre kennt, hatte Charles, keineswegs zufällig auf der Inselgruppe Galapagos entdeckt und entwickelt. Eine genaue Untersuchung der Parallelen und Analogien zwischen biologischer und kultureller Isolation würde dem menschlichen Selbstverständnis mächtig aus der selbstverordneten religiösen Isolation helfen.
 
Wenn man Gruppen von Individuen einer Art räumlich voneinander trennt, entwickeln sie sich verschieden. Mischt man dagegen die Erbinformationen aller Individuen (Panmixie), so bleiben sie sich sehr ähnlich (Details siehe Kapitel X „Die wichtigsten Informationen“. Auch in der Kultur bleiben sich Mitglieder derselben Gruppe (Religion, Verein, Nation und so weiter) in der Regel ähnlicher als Mitglieder verschiedener (mehr oder weniger isolierter) Gruppen. Die Engländer verdanken ihre Demokratie, Industrialisierung usw. u. a. der Isolation vom päpstlichen Festland. Die festländischen Amerikaner verdanken ironischer Weise ihre Selbstständigkeit, Demokratie, Rassismus, Prüderie usw. u. a. der Isolation von den englischen Inseln.
Inseln sind ideale Brutstätten für Innovationen. Auf der englischen Insel spielten wahrscheinlich auch noch Mischungen von Informationen, vor allem Grundeinstellungen und Verhaltensvorschriften, eine wichtige Rolle. Auf der Insel waren unter anderem keltische Ureinwohner, normannische Besucher und germanische und römische Eroberer einschließlich ihrer Gene, Ideologien und Temperamente miteinander vermischt worden. Das Leid (Unterdrückung, Sklaverei, Massenmord usw.) dass bei diesen Mischprozessen entstand, trug ebenfalls dazu bei, dass einige Menschen sich allmählich immer mehr Freiheit und Gleichheit ertrotzten, Magna Charta 1215.
Schon im 14. Jahrhundert begann man in England, sich von der katholischen Kirche abzusetzen. Wyclif kümmerte sich um die Übersetzung der Bibel und sprach dem Papst das Recht ab, das kirchliche Geschehen in England zu bestimmen. Aber so richtig rund ging es erst ab 1517. Hus, Calvin und Luther hatten die englischen Ideen aufgegriffen und ausgebaut.
Kulturelle Gendrift und chaotische Schmetterlingsflügelschläge
Wenn nur wenige Individuen einer Art (z. B. Darwinfinken auf Galapagos) irgendwo isoliert überleben, bringen sie nur eine kleine zufällige Auswahl der Gesamtheit aller Gene der (südamerikanischen) Ausgangspopulation mit. Diese Auslese von Informationen hat das Evolutionsgeschehen entscheidend beeinflusst. (Alle Ureuropäer stammen z. B. höchstwahrscheinlich von nur 7 zufällig ausgewählten Frauen ab.
[72 bewusst ausgewählte Jungfrauen wären vielleicht besser (weniger bombig) gewesen.]).
In der Chaostheorie vergleicht man solche gelegentlich ungeheuerlichen Wirkungen mit manchmal winzigen Ursachen gern mit einem Schmetterlingsflügelschlag, der einen ganzen Orkan erheblich verlagern kann. Solche chaotisch driftenden Flügelschläge gibt es auch in der Kultur (kulturelle Gendrift, zufällige kleine Informationsmischungen).
Einen der größten Schläger, der mehreren Frauen und Hunderttausenden von Protestanten aller Art Flügel verliehen hat, war Heinrich VIII., ein rothaariger Bulle. Er wurde zum Vorbild für viele redbulls wie Stalin, Mao, Milosević,
Karadžić usw.
Um 1528 hatte Papst Klemens VII. eine aufhängnisvolle Affäre mit eben diesem damaligen englischen Schlachtungs- und Vermählungskönig, Heinrich VIII. Der wollte (wie üblich)
aus bestimmten Gefühlen heraus seine Frau, Katarina, loswerden. Zu diesen Gefühlen gehörten: Machtgier, Liebe zu einer anderen Frau, Geiz, männliche Kinderwünsche usw. Scheidung war noch nicht erlaubt, wohl aber konnte man beim Papst eine Ungültigkeitserklärung für Ehen beantragen. Diese verweigerte der Papst jedoch, weil Kaiser Karl V. aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen zu Heinrichs Frau, gegen die Trennung war. Diese, auch für Affen typische, Kaisertreue wurde nun für alle Folgepäpste und -kaiser sehr teuer. Trotzig sagte sich Heinrich von Rom los und gründete seinen eigenen Laden, die „Anglikanische Kirche“. Die unterschied sich zwar nur wenig von der katholischen (man schlachtete z. B. fleißig Lutheraner ab), aber Heinrich machte sich selbst zum Kirchenchef, stellte die Zahlungen an Rom ein, verteilte die Kirchengüter unter guten, meist adeligen, Freunden und zog seine Scheidungen (und Hinrichtungen) selbst durch. Diese Entwicklung schmiedete fast ganz England gegen päpstliche Einflüsse zusammen und trug auch erheblich zur späteren Demokratisierung, Verwissenschaftlichung und Technisierung bei.
Die letzteren Entwicklungen wiederum verringerten die Macht der katholischen Kirche, insbesondere von Päpsten, aber auch von Monarchen, wie Karl V., auf der ganzen Welt.
Es folgten über hundert Jahre religiöses Chaos und einige Jahrzehnte Krieg. Daraus lernten die Menschen, übrigens wieder ein Beispiel für kollektive Konditionierungen und kulturelle Selektion:
„Die religiösen Führer wissen selbst nicht wo’s lang geht. Sie führen uns nicht dahin, wo wir uns wohlfühlen. Sie führen sogar Kriege und lassen uns unnötig leiden und hungern. In diesem Chaos und unter diesem Selektionsdruck können, müssen und wollen wir wieder was Neues (kombinatorische Synthese) ausprobieren.“
Dies kann uns nochmals als Beispiel für die Parallele zwischen biologischer und kultureller Evolution dienen. Das religiöse Chaos entspricht veränderten intraspezifischen Selektionsbedingungen, in denen die neuen Erfindungen, die den Mutationen entsprechen, sich durchsetzen können.

In England hießen die Mutagene und Rekombinatoren Wyclif, Heinrich VIII., Shakespeare, Calvin, Hobbes, Bacon, Hinrichtung des Königs, Locke, Bentham, J. St. Mill, A. Smith, M. Wollstonecraft, Darwin, Newton, Watt, Maxwell, Flemming, Orwell, St. Hawking usw. Die Mutanten, bzw. ihre Folgen, hießen Demokratie, Utilitarismus, Humanismus, Liberalismus, Empirismus, Positivismus, Naturwissenschaft, Frauenbefreiung, Arbeiterausbeutung, Kolonisierung und Industrialisierung, Massenvernichtungswaffen und so weiter. Die französischen Mutagene und Neukombinierer hießen Descartes, Diderot, Voltaire, Sturm auf die Bastille, Robespierre, Napoleon, Sartre, Comte, Pasteur, Picasso, Foucault, Derrida usw. In Deutschland, bzw. im heiligen römischen Reich deutscher Nationen, Preußen usw. waren es unter anderem Luther, Kopernikus, Galileo, Spinoza, Vico, Leibnitz, Herder, Hegel, Kant, Schopenhauer, Rembrandt, Goethe, Schiller, Lessing, Bach, Mozart, List, Marx, Mendel, Gauß, Riemann, Nietzsche, Otto, Freud, Einstein, Planck, Heidegger, Spengler, R. Koch, Hilbert, Gödel, O. Hahn, W. von Braun, Hitler, Lorenz, Adorno, Popper usw. außerhalb dieser Bereiche sind z. B. Kolumbus, Rousseau, Liné, Nobel, Mao Tsetung, T. Kuhn, M. Gandhi, M.L. King, Khomeini, Mandela, Gorbatschow und S. Hussein zu nennen. Die Mutanten waren auf der ganzen Erde die gleichen wie in England (s. o. vgl. auch Akkordeonprinzip unten). In Frankreich ließ aber die Demokratisierung noch länger auf sich warten und in Deutschland und seiner südlichen Umgebung außerdem noch der Hedonismus und Liberalismus. Für alle Länder der Welt gilt, dass kriegerische und diplomatische Siege und Niederlagen sowie erfolgreiche oder misslungene Revolutionen kollektive Lernerlebnisse sind, die einem Zusammenwirken von Rekombination, Mutation und Selektion entsprechen. Die Bedeutung der Ähnlichkeit kollektiver und individueller Lernprozesse haben wir an anderer Stelle diskutiert.

Buddhismus*******

die auf Siddhartha Gautama als Stifter zurückgeführte und nach dessen Ehrentitel Buddha benannte Religion. In den „vier heiligen Wahrheiten“ seiner ersten Lehrrede („Predigt von Benares“) sind die Grundzüge seiner Heilslehre ( Dharma) von der Erlösung aus dem Daseinskreislauf (Samsara) formuliert: 1. Alles Dasein ist Leiden, 2. „Daseinsdurst“ ist Ursache des Leidens, 3. Aufhebung des Leidens durch Beseitigung des Durstes, 4. Der Weg dazu ist der „achtgliedrige Pfad“.

Es gibt kein dauerhaftes „Selbst“; der Glaube an die Existenz einer unvergänglichen Seele ebenso wie die Vorstellung von der Materie sind Selbsttäuschungen, durch die der Unerlöste im Kreislauf der Existenzen festgehalten wird, der vom Gesetz der Vergeltung guter und böser Taten ( Karma), das in der nächsten Existenz die Art und Höhe der Wiederverkörperung regelt, bestimmt wird. Jeder Mensch, der das zur Erlösung aus dem Samsara führende vollkommene Wissen (Bodhi) verwirklicht hat, ist ein Buddha („Erleuchteter“) und erlangt das Heilsziel, d. h. das Eingehen ins  Nirwana, den Zustand vollkommener Befreiung, aus dem es keine Rückkehr in die Welt der Erscheinungen gibt. Die Meditation — eine charakteristische Methode ist Satipatthana — als letzter Teil des achtgliedrigen Pfades spielt als Glied des Heilsweges zur Erlösung eine bedeutende Rolle. Um die Verwirklichung dieses Heilsweges bemüht sich insbesondere der Orden (Sangha) der Mönche und Nonnen, dessen Lebensweise durch den Vinaya geregelt ist. Für alle Buddhisten, einschließlich die Laien (Upasaka), gelten fünf ethische Grundregeln (Panchasila), die ungefähr der „2. Tafel“ der  Zehn Gebote entsprechen. Für die Ordensangehörigen sind weitere fünf Sittengebote verpflichtend. Die kanonischen Schriften des Hinayana-Buddhismus sind das in  Pali abgefaßte  Tripitaka. Zu den bekanntesten Bauwerken des Buddhismus gehören  Stupa und  Pagode und zu den buddhistischen Symbolen Dharmachakra und Vajra.

Im Buddhismus sind drei Hauptrichtungen „Fahrzeuge“ (Yana) zu unterscheiden: das  Hinayana (38%; besonders in Thailand, Birma, Sri Lanka, Kambodscha) mit dem Theravada und das  Mahayana (56%; besonders in Japan, China, Vietnam, Korea) u. a. mit dem  Zen und Sukhavati-Buddhismus sowie das Vajrayana ( Wadschrayana; 6%; besonders in Bhutan, Mongolei, Tibet) u. a. mit dem  Lamaismus. In Thailand, Bhutan und Kambodscha ist der Buddhismus  Staatsreligion. Die heute ca. 334 Millionen zählenden Buddhisten bilden die viertgrößte der  Weltreligionen. Auch in Europa ist der Buddhismus ( Neubuddhismus) verbreitet. In Deutschland gibt es seit 1903 verschiedene buddhistische Gesellschaften (u. a. Mahabodhi-Gesellschaft) und Gemeinschaften.

Das internationale Netzwerk engagierter Buddhisten


Nirvana (Religion), (Sanskrit: verlöschen, verwehen), im Buddhismus Zustand frei von Leiden und individueller bewusster Existenz. Das Wort leitet sich von einem Verb mit der Bedeutung „abkühlen”, oder „ausblasen” ab, wie z. B. beim Auslöschen einer Kerze. Im übertragenen Sinn bedeutet es, dass nur im Nirvana die Flammen der Begierde, des Hasses und der Unwissenheit verloschen sind. Mit dem Erreichen des Nirvana endet der ewige Kreislauf der Wiedergeburt.

Das Wesen des Nirvana wurde im Westen heftig diskutiert; für die einen meint Nirvana die völlige Auslöschung, während andere es als ewige Glückseligkeit interpretierten. Beide Standpunkte sind fragwürdig; denn das Nirvana ist letzten Endes nicht beschreibbar und kann nur unmittelbar erfahren werden. Die Mahayana-Buddhisten in Ostasien interpretieren Nirvana nicht als ein äußerliches Ziel, sondern als das innerste Wesen des Einzelnen, das dieser nur erkennen muss. Sie bezeichnen es als Buddhaschaft oder Leere.

 

Islam*

[auch is'la:m; arabisch, „Ergebung“], die von dem Propheten  Mohammed Anfang des 7. Jahrhunderts in Mekka gestiftete Religion, deren Anhänger sich Moslems oder Muslime nennen.

Der Islam, der manche Entlehnung aus Judentum und Christentum zeigt, ist monotheistisch und kennt nur die unbedingte Ergebung (Fatalismus, Kismet) in den Willen Allahs, der als der einzige Gott und Schöpfer aller Dinge sowie Herrscher über die Welt verehrt wird. Der gläubige Moslem erhält als Lohn für ein gottgefälliges Leben einen Aufenthalt voller sinnlicher Freuden im Paradies; den Verdammten dagegen erwarten schreckliche Strafen. Wer für die Ausbreitung des Islams stirbt, kommt unmittelbar in das Paradies.

Die religiösen Glaubenssätze und Pflichten sind genau festgelegt; zu ihnen gehören die „5 Pfeiler“:

1. Glaubensbekenntnis: Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet;

2. Gebet: fünfmal am Tag, kniend auf öffentlichen Anruf hin, in ritueller Reinheit;

3. Almosengeben; fast zu einer geregelten Steuer ausgebildet;

4. Fasten: dreißigtägiges Fasten im Monat Ramadan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang;

5. Wallfahrt nach Mekka (Haddsch): mindestens einmal im Leben. — Verboten sind Wein und Schweinefleisch.

*Das heilige Buch des Islams ist der  Koran; in ihm ist Mohammeds Lehre, die von den Anhängern des Islams als geoffenbarte Wahrheit betrachtet wird, in Suren niedergelegt. Neben dem Koran bildete sich aus mündlichen Überlieferungen über Mohammeds Entscheidungen und Verhaltensweisen in konkreten Fragen und Situationen die  Sunna. Die Einschätzung der Wichtigkeit der Sunna neben dem Koran ist das unterscheidende Kennzeichen für die  Sunniten (ca. 90% der Moslems) und die  Schiiten (ca. 10% der Moslems), die neben zahlreichen kleineren Sekten von besonderer Bedeutung sind.

*Seinen Ausgang nahm der Islam in Mekka, wo die  Kaaba, das arabische Nationalheiligtum, unter dem Schutz der Koreischiten stand. Diesem Stamm gehörte Mohammed an; 622 mußte er sich dem Zugriff der Koreischiten durch die Auswanderung ( Hedschra) nach Medina entziehen. Von hier aus verbreitete er seine Lehre, und bald konnte er mit kriegerischen Mitteln Mekka zurückgewinnen und die Kaaba zum äußeren Mittelpunkt des Islams machen. Nach dem Tod Mohammeds breiteten seine Nachfolger ( Kalifen) in zahlreichen Kämpfen den Islam aus. Zur Zeit der größten Ausdehnung reichte die Einflußsphäre des Islams von den Pyrenäen bis nach Indien und China. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts setzte eine rückläufige Bewegung ein.

Infolge der Geschlossenheit des verwalteten Gebiets war nicht nur ein weltweiter Handel möglich; es lag hierin auch der bedeutende Einfluß begründet, den die islamische Kunst (besonders die Baukunst), die Poesie sowie die Naturwissenschaften (Chemie und Mathematik [arabische Ziffern]) im gesamten Mittelalter über Spanien (Toledo) und auch Italien (von Afrika über Sizilien) auf das Abendland ausübten.

Die Wiedererweckung des Islams als politische Kraft hat unter dem Begriff „Reislamisierung“ — Rückbesinnung auf die alten islamischen Traditionen — heute weite Teile der islamischen Welt erfaßt. Im Hinblick auf das Verhältnis von Staat und Religion sind hier vier Richtungen zu erkennen: 1. Der Fundamentalismus (Iran, Afghanistan, Algerien) fordert die unlösbare Einheit von Religion, Staat und Gesellschaft mit der Scharia als Staatsgesetz und lehnt die demokratischen Verfassungen und Lebensformen der westlichen Welt radikal ab. 2. Im Gegensatz dazu treten die Säkularisten (Syrien, Ägypten, Türkei) für eine „laizistische“ Staatsform ein. 3. Zwischen beiden Richtungen stehen die Traditionalisten (Saudi-Arabien), die zwar die Scharia im öffentlichen Leben ihres Landes durchsetzen, aber außenpolitisch sich nicht gegen den Westen wenden. 4. Die Liberalen, die gegenwärtig in den islamischen Staaten, aber auch als Exilanten im Westen eine Minderheit von Intellektuellen, Schriftstellern und Politikern bilden, wollen den Islam ohne islamische Staatsform praktiziert sehen.

Der Koran in deutscher Übersetzung

Zentralrat der Muslime in Deutschland

 

 

  

 

  

Hinduismus**

 eine Bezeichnung für die Gesamtheit der vielfältigen Glaubens- und Lebensformen der Inder, die die religiösen Traditionen der vedischen Religion und des Brahmanismus i. e. S. fortführen. Die durch das Band einer geheiligten Sozial- und Kastenordnung zusammengehaltenen ca. 764 Mill. Hindus bilden die drittgrößte der Weltreligionen, die in Nepal zugleich Staatsreligion ist. Man kann drei Hauptrichtungen unterscheiden, die nach ihren drei meistverehrten Gottheiten — Vishnu, Shiva und Shakti — als Vishnuismus (70%), Shivaismus (25%) und Shaktismus bezeichnet werden.

Der Hindu sieht sich einem ständigen Daseinskreislauf (Samsara) von Geburt, Tod und Wiedergeburt unterworfen, wobei Art und Höhe der Wiederverkörperung vom Gesetz des  Karma bestimmt werden. Hierin liegt die Kastenordnung mit ihren vier Hauptkasten ( Kaste): Brahmane, Kshatriya, Vaishya und Sudra begründet, wobei die Parias noch außerhalb stehen. Dem Entrinnen aus diesem Daseinskreislauf dienen zahlreiche Wege, u. a. Joga oder Marga ( Bhakti), deren gemeinsames Heilsziel Moksha ist, d. h. die Befreiung des menschlichen Atman aus der Welt der Formen und dessen Vereinigung mit dem göttlichen Brahman. In den zahlreichen Indu-Tempeln wird das Hauptritual, die Puja, vollzogen. Bedeutende Feste sind u. a. Divali und das Holi-Fest. Zu den heiligen Schriften gehören die Schruti („Offenbarung“) mit den vier Samhitas des Veda und mit den Brahmanas, Aranyakas und Upanishaden, aber auch die Smriti („Erinnerung“) u. a. mit den Epen des Ramayana und Mahabharata. In der westlichen Welt hat der Neohinduismus besondere Beachtung gefunden ebenso wie einige aus dem H. hervorgegangene neue Religionen ( Jugendreligionen), deren Gurus ihren Anhängern hinduistische Spiritualität lehren.

Im Gegensatz zu der im allgemeinen außerordentlichen „Toleranz“ der Hindus (vergleiche M.  Gandhi, der Hindus und Moslems versöhnen wollte, was ihm die Feindschaft radikaler Hindus und schließlich seinen gewaltsamen Tod einbrachte) gibt es den hinduistischen Fundamentalismus. So macht der 1964 gegründete Vishva Hindu Parishad (VHP, World Hindu Convention) u. a. Front gegen die Moslems, wobei es wiederholt zu schweren Ausschreitungen mit zahlreichen Opfern kommt.

Informationen und Quellen

Texte aus den Veden

Brahman, im Hinduismus das Absolute und, daneben, die allgegenwärtige Wirklichkeit, die das ganze Universum durchflutet. Es ist das Ziel des Hindus durch persönliche Erfahrung und unmittelbare Erleuchtung ein Verständnis des Wesens des Brahman zu erreichen. Die Welt des Brahman ist jenseits der Welt des Dinglichen und besteht aus Wissen und Glückseligkeit. Als ewiges, unbegrenztes und bewusstes Sein gilt es eher als Subjekt denn als Objekt des Denkens. Als das Absolute der Schöpfung ist es nicht durch irgendein anderes Ding darzustellen oder zu umschreiben, auch nicht durch die Gesamtheit aller Dinge.

 

 

 

  

© 1998 Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH

Aus: Bertelsmann Discovery '99

© 1998 Bertelsmann Electronic Publishing/Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh, München, in der Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH


Das 20. Jahrhundert
Die Verfolgungen von unerwünschten Minderheiten, Religionsangehörigen, Rassen usw. fanden
ihren Höhepunkt, als ein neuer radikaler germanischer Schiedsrichter namens Adolf auftauchte. Radikal war er nicht nur, weil er sich goldgierig an ihre Zahnwurzeln heran machte (Wurzel = radix). Er war auch radikal zu den biologischen Selektionsmethoden zurückkehrt. Um dies deutlich zu machen, trug er nicht mehr die üblichen schwarzen Gewänder, sondern zumindest zu Anfang militärische Kostüme in feinstem Schimpansenbraun. Er hatte schon eine tausendjährige Verlängerungszeit für die Judenverfolgungen angesetzt, als er merkte, dass der Krieg, den er angezettelt hatte, verloren gehen würde. Da beschloss er, die Juden schnellstmöglich, bevor es zu spät war, in Massengräbern verschwinden zu lassen. Das regte die übrige Menschheit zu Recht wieder so sehr auf, dass sie beschloss, es als Vorwand zu benutzen, den Juden ihre alte Heimat, Israel, zurückgeben zu müssen. Natürlich hätte man das Judenproblem auch lösen können, indem man sie überall wie Menschen behandelt hätte. Die meisten Menschen sahen jedoch nicht ein, weshalb sie ausgerechnet bei den Juden eine Ausnahme machen und ihren alten geliebten schimpansenhaften Rassismus aufgeben sollten. Außerdem war man auf einige wuchernde Juden zu Recht genauso sauer, wie heute auf Ackermänner und MitEsser. Bis auf die meisten ziemlich calvinistischen Holländer, Engländer und US-Amerikaner wollten fast alle Völker die Juden, die sich seit fast 2000 Jahren unter sie gemischt hatten, loswerden. Israel aber hieß inzwischen Palästina und war von Arabern besiedelt, die sich natürlich heftig wehrten. Man nutzte den Vorwand und die allgemeine aufgeregte Nachkriegsstimmung, um diesen Arabern die Juden trotzdem aufzuhalsen. Seitdem sind die Völker der Welt froh, dass sie viele Juden losgeworden sind und einige betrachten gelangweilt aus der Distanz (die meisten gar nicht), wie die Juden und Araber sich prügeln. Aufgrund der ziemlich klaren Machtverhältnisse (einschließlich westlicher Unterstützung für Israel) entwickelte sich diese Prügelei immer mehr zu einer einseitigen Vermöbelungsorgie der Araber durch die Juden. Dabei nehmen die Juden eine Stellvertreterrolle für die christliche westliche Welt ein, die diese Welt ihnen mit Freuden überlassen und angetragen hat. Die gelassene Langeweile, die im Auge des Betrachters liegt, beruht zwar z. T. auf egoistischem Desinteresse, war aber auch verständlich, da nichts Neues geboten wurde. Die Juden sprangen und springen mit den Palästinensern ganz ähnlich um, wie schon viele Eroberer mit unterdrückten Völkern. Manch ein Mann, der dies in Deutschland öffentlich sagt, fällt allerdings, ob deutscher Reaktionen auf soviel antisemitische Wahrheit, ungebremst aus allen Wolken, bzw. aus gepanzerten, saudiarabischen Wolkenkuckucksheimen.
Wir haben nun gesehen, dass die christliche Ideologie die meisten anderen in Europa verdrängte. Dabei gelang es ihr, ihre Grundsätze so geschickt zu verbreiten, dass bis heute selbst viele Atheisten sie, ohne es zu bemerken, z. T. vertreten und verbreiten. Viele Atheisten akzeptieren zum Beispiel die Schöpfungsvorrechte eines Gottes, an dessen Nichtexistenz sie mit ihrer ganzen nicht vorhandenen Seele glauben. Auch viele scheinbar emanzipierte Frauen (Feministinnen) haben ganz entsprechend frauenfeindliche religiöse und vorreligiöse Normen unbewusst übernommen (vgl. Kapitel X   ). Sie akzeptier(t)en es z. B. stolz, dass ihre Fähigkeit, Partnerwechsel zu genießen, bei weitem stärker unterdrückt wird als es im männlichen Geschlecht geschieht, obwohl sie in diesem Bereich mehr angeborene Talente mitbringen als Männer.

Warum wurde Europa zum Ausgangspunkt der wissenschaftlichen und technischen Höherentwicklung? Die wichtigsten Faktoren waren Rekombination und Selektion.

Auch bei der Beantwortung dieser Frage hilft uns wieder der Vergleich mit biologischen Entwicklungen. So, wie die Geschwindigkeit der kulturellen Evolution unter anderem von bestimmten Faktoren wie Konkurrenz, Kombinationen von Informationen, kulturellen Selektionsdrücken usw. abhängt hängt die biologische Evolutionsgeschwindigkeit von den biologischen Äquivalenten, z. B. also von Rekombination und Konkurrenz ab. Tatsächlich ist die Wirksamkeit dieser Faktoren auch von verschiedenen geographischen Gegebenheiten abhängig. Auf Inseln herrschen z.B. fast immer weniger harte Selektionsbedingungen als auf Kontinenten. Unter anderem deshalb droht den meisten Arten, die sich auf Inseln entwickelt haben, die Ausrottung durch von Kontinenten eingeschleppte Arten. Auch Menschen haben in der Regel Ureinwohner auf Inseln und kleineren Kontinenten ausgerottet oder versklavt und immer geistig umfunktioniert.
Machen wir uns die gesamte Problematik am Beispiel Australiens klar: Nach dem sich Australien von Afrika abgespalten hatte entwickelte sich die australische Lebenswelt weniger schnell höher als die afrikanische, asiatische und amerikanische. Für diese Verlangsamung gibt es ähnliche Ursachen wie für die langsamere Entwicklung der menschlichen Kultur auf allen Kontinenten im Vergleich zu Europa, Nordafrika und Teilen Asiens. Australiens Tierwelt und der Kontinent sind relativ klein. Das bedeutet, dass die ökologische Vielfalt beziehungsweise die Selektionsbedingungen (Temperaturschwankungen, Parasiten, Räuber-Beute-Beziehungen, Klimaschwankungen, Konkurrenz usw.) im Durchschnitt weniger Wirkung haben. Die Wirkung dieser Faktoren besteht aber unter anderem darin, dass die Lebewesen zu Höherentwicklungen gezwungen werden. Nun könnte man einwenden, dass Europa ebenfalls ein kleiner Kontinent ist. Doch trifft dies nur formal zu, da er ja mit Asien und Afrika verbunden ist. Zudem weist Europa eine hohe ökologische Heterogenität auf relativ kleiner Fläche auf (Gebirge, Meere, räumliche und zeitliche Klimaunterschiede usw.). Weite Teile anderer Kontinente, insbesondere Australiens, bestehen aus relativ homogenen Wüsten, Halbwüsten, Steppen usw. Außerdem fanden auf und zwischen den großen Kontinenten mehr Wanderungen statt, die durch Neukombinationen von Genen (und in geringeren Maßen auch Erfahrungen) die Anagenese beschleunigten. Ursachen für diese Wanderungen waren Trockenheiten, Klimaschwankungen, Hunger, z. B. nach starken Bevölkerungszunahmen (u. a. jahreszeitliche und eiszeitliche), Naturkatastrophen usw. Diese Faktoren wirken alle auch auf die menschliche Kultur, allerdings auch noch andere, spezifisch menschliche.

Europa konnte also zu einem Schmelztiegel für genetische und kulturelle Informationen werden. Dabei wurden afrikanische, asiatische und europäische Ideologien miteinander vermischt. Die Leistungsfähigkeit der Tier und Pflanzenwelten auf den großen Kontinenten unterscheidet sich wegen des ähnlich starken Selektionsdrucks nur geringfügig. Das gilt biologisch gesehen auch für den Menschen. Es sind sogar auf allen in Betracht kommenden Kontinenten außer Australien menschliche Hochkulturen  entstanden (Süd- und Mittelamerika, China, Griechenland, Italien, Mesopotamien, Ägypten usw.). Der entscheidende Sprung zur Industrialisierung erfolgte zwar in Europa, kam aber auch durch das Zusammenwirken europäischer Kulturen mit asiatischen und afrikanischen zu Stande.
Das entscheidende Resultat der beschriebenen Entwicklungen war eine deutlich niedrigere Leistungsfähigkeit der
Menschen- und Tierwelt Australiens im Vergleich zu allen Großkontinenten. Tatsächlich rotteten viele eingeschleppte Arten (z. B. Ratten und Kaninchen) ihre konkurrierenden Beuteltiere oder auch ihre Beutetiere weitgehend oder ganz aus. Die menschlichen Einwanderer verhielten sich ganz ähnlich. Sie rotteten sowohl Beutetiere (Riesenlaufvögel, Riesenfaultiere usw.) als auch Konkurrenztiere (Beutelwolf usw.) aus. Besonders erfolgreich und engagiert waren einmal mehr die letzten „christlichen“ Eroberer, die auch fast alle konkurrierenden Menschen (Aborigines) ausrotteten. Dieses Besetzen der besetzten kulturellen ökologischen Nischen erfolgte ganz analog zu den bekannten biologischen Vorgängen. (Das amerikanische Grauhörnchen rottet z. B. zurzeit das europäische Eichhörnchen aus). Wenn man aber den Gesamtvorgang der Besiedlung Australiens (auch z. B. Amerikas und zahlloser Inseln) betrachtet, so liegt eine Mischung mit unzähligen Überlappungen und Vernetzungen biologischer und kultureller Besetzungen vor. Wenn vor ca. 2000 Jahren Menschen eine ganze Reihe von wehrlosen Beutetieren (z. B. Riesenfaultiere auf Madagaskar) ausrotteten, lag eine dümmliche biologische Besiedlung vor. Man entzog sich eigene Lebensgrundlagen. (Heute ist man „klüger“ und versucht durch Austrocknung des Landes und Überfischung der Meere bis zur Ausrottung eine Nahrungsmittelverknappung zu erreichen, die als Radikaldiät wirken soll.).
Typisch kulturell ist der bewusste Einsatz von Massenvernichtungswaffen. Indianern schenkte man z. B. Decken, um ihnen „christlich“ mittels mitgelieferter Flöhe die Pest zu bringen. (Liebet eure Feinde!). Auf Hernán Cortés, und Pizarro wollen wir lieber nicht näher eingehen. Auch Sklaverei, Folter, sadistische Vergewaltigungen usw. sind Aktivitäten, die fast ausschließlich in der Kultur auftreten. Aber auch antirassistische Versöhnungen, Verschmelzungen usw. sind fast nur für Menschen typisch.
Interessant ist, dass in Zentralafrika, der Urheimat des Menschen, soweit wir wissen, keine oder nur ungewöhnlich wenige Hochkulturen entstanden sind. Möglicherweise ging es Menschen in dieser Urheimat, an die man genetisch angepasst war, so gut, dass der Selektionsdruck für eine starke Höherentwicklung nicht ausreichte. Ähnliche Lebensbedingungen fanden die Menschen nach einer Jahrzehntausende dauernden Wanderung über Asien allerdings auch in Mittel- und Südamerika vor. Möglicherweise stellten aber diese Wanderungen Selektionsbedingungen dar, die die unterschiedlichen Entwicklungen erklären können.
Die geistigen Höherentwicklungen des Menschen sind nun interessanterweise aber auch an die Beseitigung von Selektionsdruck gekoppelt. Wissenschaftler, Philosophen, Religionsstifter, Techniker, Künstler usw. konnten oft ihre Fähigkeiten gerade und nur dann entwickeln, wenn sie von den täglichen Pflichten des Alltags (Nahrungsbeschaffung, Verteidigung, Kinderaufzucht usw.) befreit waren. So etwas existierte vornehmlich in größeren sozialen Gemeinschaften. Solcher Luxus existierte allerdings immer nur innerhalb von Gemeinschaften (Städten, Stämmen, Nationen usw.). Zwischen diesen Gruppen gab es weiterhin Konkurrenz und außerdem Selektionsdruck aus der übrigen Umwelt (Naturkatastrophen, Infektionen usw.). Gerade deshalb aber konnten die geistigen Leistungen und die daraus entwickelte Technik sich durchsetzen. Das galt besonders für Militärtechnik. Verschiedene Formen technischer Verbesserungen trugen im Verbund mit (imperialistischen) Kriegen, Hunger, Naturkatastrophen usw. zu den beschriebenen Wanderungen (u. a. Völkerwanderungen) bei. Das Durchmischen verschiedener Rassen und Stämme förderte die Entwicklung von Innovationen und umgekehrt. Die mit den meisten Wanderungen verbundenen Kriege wirkten und wirken besonders stark auch direkt als Motoren für Innovationen.

Insbesondere erzwang der Wechsel der Jahreszeiten Planungen und technische Entwicklungen.

die Konkurrenz zwischen den Arten geringer ist als auf den großen Kontinenten. In Australien ist
übertrieben radikale Ausbeutung durch weltliche und religiöse Herrscher führte zu massiven Gegenreaktionen
Griechische Vernunft Demokratisierung in Athen zuerst erkämpften sich adlige Rechte (Freiheit, Gleichheit) dann alle freien Bürger Athens
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Die Entstehung der Kultur
Die ältesten Kulturen entstanden in Mesopotamien, Ägypten, Indien, China und Mittelamerika. Diese Reihenfolge spiegelt grob auch die zeitliche Reihenfolge einschließlich der sukzessiven Besiedlung wieder. Interessanterweise entstanden die meisten dieser Kulturen an großen Flüssen, die manchmal von Wüsten umgeben waren. Außerdem war die Entstehung der Kulturen stets mit der Entstehung großer Städte verbunden. Anonymität, Handel, Bewässerung, Klassenbildung, Bevölkerungszunahmen und Hungerkatastrophen Planung Überschussproduktion führt zu Entwicklung von Wissenschaft und Parasitismus im Verbund mit krankhafter Rangordnungsverhalten